Heute möchte ich mal wieder etwas über meinen Beruf als Hundefriseur schreiben. Dieses Thema ist wirklich nicht leicht und ich habe ja bereits einige Artikel zu diesem Thema geschrieben. Heute richte ich mich an alle Menschen, die das erste Mal zu einem Hundefriseur bzw. zu mir kommen möchten.
Viele Menschen sind vor dem ersten Besuch beim Hundefriseur sehr aufgeregt. Das ist wohl so ähnlich wie mit Kindern 🙂 . Man weiß nicht, was einem erwartet und wie der Hund so mitspielt. Oder was der Hundefriseur da eigentlich genau macht. Wenn man ein paar Regeln einhält, wird der Besuch beim Hundefriseur ein gespielter Witz!
1. Geht mit eurem Hund vorher richtig Gassi!
Stellt euch mal vor, ihr wacht morgens auf und habt einen wichtigen Termin. Ihr dürft nicht auf die Toilette und habt gerade mal Zeit, euch zu duschen, anzuziehen und das Frühstück runterzuschlingen. Keine schöne Vorstellung, oder? Genauso ist es aber für Hunde, die vor dem Besuch beim Hundefriseur noch nicht Gassi waren. Mit voller Blase steht euer armer Liebling dann gestresst auf dem Trimmtisch und bekommt die Haare schön, obwohl er doch viel lieber noch seinem dringenden Geschäft nachkommen will :-). Im schlimmsten Fall kann der arme Hund dann nicht an sich halten und schon ist das Malheur passiert! Macht also lieber einen Termin später am Tag aus, damit ihr keinen Stress habt und mit eurem Hund vorher Gassi gehen könnt!
2. Nasse Hunde
Was viele nicht wissen ist, dass Hundefell nur im trockenen Zustand geschnitten oder behandelt werden kann. Sollte es also regnen oder schneien, solltet ihr mehr Zeit einplanen. Entweder macht ihr den Hund vorher sauber und trocknet ihn oder der Friseur muss es tun, was dann aber meist mehr Zeit in Anspruch nimmt und teurer wird. Schneidehunde sollten sauberes und gut gekämmtes Fell haben. Wenn sich euer Hund föhnen lässt, ist es am besten man wäscht den Hund vorher. Denn so so kann ein optimaler Schnitt erfolgen.
3. Sich über den Fellzustand im Klaren sein
Viele Hundebesitzer wissen oft nicht, wie schlimm es um ihre Hunde steht. Sie bürsten zwar jeden Tag ihren Hund, aber meist mit dem falschen Werkzeug. Dann entsteht Filz, der oft nur schwer wieder rauszubürsten geht. Beschäftigt euch mit dem Fell eures Hundes richtig. Manche Rassen wie Havaneser oder Tibet Terrier sind sehr Pflege aufwendig und müssen täglich gebürstet werden. Und ist es doch passiert, dass der Hund verfilzt ist, schämt euch nicht, sondern sucht einen guten Friseur, der euch dabei hilft den Hund zu entfilzen. Jedoch kann man einen stark verfilzten Hund selten in einer Behandlung komplett entfilzen. Oft sind für Filz-Härtefälle mehrere Termine nötig, denn ein Hund sollte maximal 90 Minuten am Stück behandelt werden. Manchmal ist der Filz jedoch so schlimm, dass nur noch das Abscheren hilft. Das ist nicht schön, aber manchmal muss das sein. Ein guter Friseur erkennt aber, ob man das Fell entfilzt bekommt oder ob nur noch Scheren hilft.
4. Fragen an den Friseur stellen
Scheut euch nicht den Hundefriseur vorher alles zu fragen, was ihr wissen wollt. Nur so kann man Missverständnisse vorbeugen. Natürlich könnt ihr auch eure genauen Vorstellungen mitteilen. Oft schmunzle ich, wenn Kunden mit einem Bild aus dem Internet ankommen und sagen, dass sie ihren Hund gerne genau so geschnitten haben möchten. Das ist so ähnlich wie bei Menschenfriseuren, nicht jedem Mensch steht jede Frisur. Der Friseur muss natürlich genau schauen, wie das Fell beschaffen ist und welche Figur der Hund hat etc. 🙂 .
5. Respektiert das Handwerk
Ein gut ausgebildeter Hundefriseur trimmt und schneidet Frisuren per Hand. Das ist eine Kund und ein Handwerk. Das solltet ihr zu wertschätzen wissen. Ein guter Friseur nimmt sich natürlich auch Zeit für euch und euren Hund und behandelt euren Liebling mit viel Liebe, Geduld und Wertschätzung. Diese Wertschätzung solltet ihr eurem Friseur auch zurückgeben. Manchmal habe ich bei meiner Arbeit das Gefühl wie eine Putzfrau behandelt zu werden. Das ist nicht schön, vor allem wenn ich wahre Wunder an einem stark verfilzten Hund vollbracht habe.
6. Kommt zu euren Terminen
Was mich an meinem Beruf am meisten ärgert ist, wenn Kunden einfach nicht kommen und noch nicht einmal vorher absagen. Klar kann immer kurzfristig etwas dazwischen kommen. Der Hund ist krank oder hat sich verletzt, das Auto springt nicht an, die Tochter hat sich das Bein gebrochen etc. Das verstehe ich wirklich, weil mir so etwas natürlich auch schon einmal passiert ist. Aber man kann trotzdem aus Respekt absagen. Jedoch werde ich wirklich etwas sauer, wenn Kunden einfach gar nicht kommen und einen sitzen lassen. Gerade wenn man viele Kunden hat, die dringend auf einen Termin warten ist das wirklich nicht schön. Die wenigsten Friseure nehmen eine „No show Gebühr“. Wenn man einen Termin bei einem Physiotherapeuten nicht wahrnimmt, muss man ihn trotzdem bezahlen. Also scheut euch nicht abzusagen, falls euch etwas dazwischen kommt.
7. Nicht zu früh zum Termin kommen
Die Deutschen sind ja bekannt für ihre Pünktlichkeit. Eine Tugend, die ich eigentlich sehr schätze und ich selbst bin ein sehr pünktlicher Mensch. Jedoch kommen viele Kunden gerne zu früh. Ich hatte selbst schon Kunden die bis zu 30 Minuten zu früh kommen. Da ich Termine vergebe in einem gewissen Rhythmus, ist es sehr schwierig zu früh zu kommen. Ich möchte jedem Hund die Ruhe und Zeit geben, die er braucht. Und wenn ein Kunde zu früh kommt, stört das unter Umständen den Hund, den ich gerade behandle. Bleibt lieber im Auto sitzen oder geht eine Runde mit eurem Hund spazieren und kommt dass einfach zu eurem Termin. Ihr zollt damit dem Friseur und dem Hund, der vor eurem Hund behandelt wird großen Respekt. Denn Ruhe zu haben ist für die Arbeit eines Hundefriseurs sehr wichtig.
8. Gibt man Trinkgeld?
Das ist ein wirklich interessantes Thema. Wer im Dienstleistungssegment arbeitet, egal ob Friseur, Gastronomie, Kosmetik, Umzugshelfer, Monteure etc., freut sich über Trinkgeld. Sicher verdient ein guter Hundefriseur auch gutes Geld. Jedoch dürft ihr nicht vergessen, dass z. Bsp. 60 Euro Stundenlohn brutto sind. Davon gehen noch Mehrwertsteuer, Einkommenssteuer, Wasser, Strom, Pflegeprodukte etc. ab. Wer also denkt, dass ein Stundenlohn für einen selbstständigen von 60 Euro sehr viel sei, der kann ja mal den Taschenrechner raus holen. Ich freue mich immer riesig über Trinkgeld, denn es zeigt die Wertschätzung für meine Arbeit. Ich selbst bin ein großzügiger Tringgeld-Geber, wenn der Service gut ist. Also wer Trinkgeld geben möchte kann das natürlich sehr gern tun.
9. Seid nicht aufgeregt
Falls ihr zum ersten Mal zu einem Hundefriseur geht kann ich euch nur sagen: es wird alles gut! Bis jetzt hat bei mir jeder Hund und jedes Frauchen überlebt 🙂 . Ich kann verstehen, dass der erste Besuch sehr aufregend ist. Aber je cooler und entspannter ihr seid, desto entspannter ist auch euer Hund. Aufgeregtes Herrchen und Frauchen bedeutet auch oft aufgeregter Hund. Also seid entspannt und strahlt Ruhe aus, dann helft ihr eurem Hund am besten die neue Situation gut zu meistern
10. Bleiben oder Gehen?
Das ist wohl das größte Thema eines Hundefriseurs. Ich weiß, dass viele Friseure es nicht möchten, dass der Besitzer bleibt. Ich versuche dieses Thema mit viel Fingerspitzengefühl zu behandeln. Viele Hunde sind, wenn die Besitzer dabei sind, sehr viel aufgeregter oder frecher. In diesem Fall ist es auf jeden Fall besser, wenn die Besitzer gehen. Gerade bei Terriern ist das sehr oft der Fall. Manche Hunde jedoch brauchen ihr Frauchen oder Herrchen in Sichtweite. Ich entscheide das immer nach Bauchgefühl und lag bis jetzt auch fast immer richtig damit. Ihr solltet auf jeden Fall auf die Meinung des Friseurs hören. Ein ganz wichtiger Aspekt ist auch, dass sich der Friseur zu 100% auf den Hund konzentrieren muss. Schrille Stimmen und lautes Erzählen von den Besitzern ist da eher störend für den Friseur und den Hund. In Arztpraxen ist es ja auch immer ziemlich ruhig 🙂 .
Ich hoffe ich habe euch einmal aufzeigen können, dass ein Besuch beim Hundefriseur nichts Spektakuläres ist und wenn man ein paar Regeln befolgt, wird es für Hund und Herrchen ein schönes Erlebnis.
Hallo Franziska,
das hast Du sehr gut geschrieben, eben feingemacht und ich gelacht. Und schon interressant das große Schwerz-weiss Foto mit dem großen Hund an der Leine. Man(n) lernt eben nie aus. Ich selbst hatte ja auch als Kind eine Colliehündin Anja und weiß ja daher auch, wie es so mit den haaren ist. Dann hatte ich nach mal zwei andere Hunde um die ich mich mal kümmern mußte. Und es ist eben nicht schön, wenn man so oft die Hundehaare in der ganzen Wohnung wegsaugen muß. Ich wünsche Dir viel Erfolg in deinem neuen Salon und fröhliche Stunden mit Deinen Kunden. Liebe Grüße, Dein Jens.
Berlin, der 26.10.2015
Das ist mal ein schöner Artikel aus der Sicht des Friseurs. Shiva ist eher zurückhaltend bzw. ängstlich. Anfangs hat sie durchaus mal Zähne gezeigt, aber mittlerweile steht sie vollkommen entspannt auf dem Tisch (den sie selber erklimmt) und wartet geduldig ab, bis sie wieder schön ist. Wir haben uns da viel Zeit genommen. Sie durfte alles abschnuffeln und genaustens inspizieren und dann wurden ihr aber auch Grenzen gezeigt. ich muss aber immer dabei bleiben. Sie braucht mich dabei.
Flauschige Grüße
Sandra & Shiva
Vielen Dank!😁
Wow, das ist mal ein wunderbar ausführlicher und informativer Beitrag! Nun wissen wir, was auf uns zukommen kann, wenn wir es dann mal zum Fellwechsel zu einem Hundefriseur schaffen..
Liebe Grüße
Lizzy und das Indianermädchen
huhu liebe franziska,
das war ein super artikel, unheimlich aufschlussreich. wir waren mit chili noch nie bei einem hundefriseur, weil es bei schäferhunden ja eigentlich nix zu schneiden gibt, aber weil wir uns ja jetzt darauf freuen dürfen, dir einen besuch abzustatten, beruhigt mich ein solcher artikel sehr. jetzt weiß ich wenigstens, was ich zu erwarten habe. und du darfst uns sehr gerne rausschmeißen, wenn du es für richtig hälst. 😀
liebe grüße, kathy
Hallo Kathy, ich freu mich auf euch. Übrigens habe ich viele Schäferhund-Mischlinge als Kunden. Du wirst staunen, was ich da raushole😁😁😁😁😁